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Ein Museum
voller Klänge und Musik
Stimmen, Klänge und Musik sind für die Entstehung des Mythos
genauso bedeutsam wie die Bilder. Ursprünglich wurde das Nibelungenlied
vielleicht im Chor vorgetragen, von Instrumenten begleitet. Später
entstanden verschiedene Musikinterpretationen. Der Mythos lässt ein
vielfältiges Klanguniversum entstehen, das sich aus dem Rascheln
der Wälder am Rhein, den Liedern und Opern des 19. Jahrhunderts und
dem Dröhnen der Kriegsreden und Schlachtfelder im Zweiten Weltkrieg
zusammensetzt. Mit Blick auf all die Bestandteile des Mythos, haben wir
uns für einen radikal zeitgenössischen Zugriff auf das Original
entschieden. Vor allem haben wir uns absichtlich jeder Wiederholung der
romantischen Heldengesänge enthalten. Richard Wagners Opernzyklus
wird hier
natürlich heraufbeschworen, aber nicht mehr, als all die anderen
Interpretationen des Mythos, von denen im Museum die Rede ist. Das hat
uns eine umfassende Musik- und Klangwelt erschaffen lassen, geschrieben
für Vokalquartett, Geräusche und elektronischer Klänge,
die sich in drei Teilen entwickelt. Für den Sehturm und den Hörturm
wurde das Stück aufgenommen und wird über einen Kopfhörer
abgespielt. Im "Nibelungenschatz" entfaltet sich die Musik hingegen
im Raum und in Echtzeit.
Die Musik wird Sie also auf dem gesamten Parcours durch das Museum begleiten.
Das Musik- und Klanguniversum, das den Erzähler im Sehturm umgibt,
wird Sie auf Anhieb in die Sphäre von Erinnerung und Fiktion versetzen.
Es ruft das organische Schlagen und die fortwährende Bewegung des
monumentalen Rütelins hervor, das im Turm ruht. Aus dieser Höllenmaschine
tauchen verschiedene Erinnerungsmomente auf: Fragmente von Dokumenten,
Aufnahmen aus dem Radio, Musik, . All dies wird später den Klangboden
für den "Weltengrund" ergeben, den Sie im Nibelungenschatz
hören werden. Der vierstimmige Gesang, der ab dem ersten Turm erklingt,
bildet dazu einen Kontrapunkt, eine Art kollektiven Blick auf die Stimme
des Erzählers.
Die Klangkomposition im Hörturm entfernt sich vorübergehend
von der Musikwelt, um den Liedtext aus dem 12. Jahrhundert im Original
zu Gehör zu bringen: auf mittelhochdeutsch, das simultan übersetzt
wird, damit Sie es auch verstehen können. Das Lied wurde geschrieben,
um gesprochen, gesungen und um gehört zu werden, und zwar in einer
Sprache, die gleichzeitig grob, elliptisch und sinnlich ist. Der Schwerpunkt
liegt auf dem "klanglichen Körper" der Sprache, das heißt,
auf ihrem Rhythmus
und ihrer Musikalität. Ebenfalls auf mittelhochdeutsch wird die Komposition
des Vokalquartetts gesungen, die im ersten Turm und im Schatzraum zu hören
ist. Am Schluss, in der Schatzinstallation, werden Musik und Klänge
in Echtzeit generiert, und zwar nach Maßgabe Ihrer Entdeckungen
und gleichzeitig nach den eigenen Schwingungen. Dahinter steht die Vorstellung
vom Mythos als Ergebnis des Wechselspiels zwischen Ihrem einzigartigen
Blick und einem ständig im Werden begriffenen kollektiven Gedächtnis.
Und damit ist gleichzeitig die Idee verbunden, dass der Zauber der Technologien,
die dies ermöglichen, vielleicht etwas mit der Natur des ewigen Schatzes
zu tun hat. Wer weiß? Treten Sie ein, und Sie können es bald
ausprobieren.
Das Konzeptionsteam:
Olivier Auber
Bernd Hoge
&
Joachim Heinzle
Thierry Fournier
Emmanuel Mâa Berriet/La Graine
Ursula Kraft
Susanne Wernsing
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