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Die ganze
Geschichte beginnt in Worms, der friedlichen Stadt am Rhein, die Sie
heute willkommen heißt. Im Mittelalter kreuzten sich in Worms die
Wege der Händler, und die Stadt war ein wichtiges politisches Zentrum,
Ort vieler Reichs- und Hoftage und Platz bedeutender historischer Entscheidungen:
Hier wurde 1122 n.Chr. der Investiturstreit geschlichtet, hier leitete
1495 Kaiser Maximilian die Reichsreform ein, hier stand 1521 Luther vor
Kaiser und
Reich. Man sagt, Worms stritt sogar mit Paris um die Anzahl seiner Häuser-
und Kirchtürme. Mehrmals wurde die Stadt zerstört und sank schließlich
zur Bedeutungslosigkeit herab. Aber einige Bauwerke, Zeugen vergangener
Größe, überstanden die Katastrophen. Das schönste
ist der Dom aus dem 12.Jahrhundert, der Jahr für Jahr die Besucher
anlockt, die zur schönsten Jahreszeit den Rhein bereisen. Vielleicht
sind auch Sie deshalb hierher gekommen?
Aus ihrer Vergangenheit hat sich die Stadt Worms zwei Besonderheiten erhalten:
Sie ist die Stadt Luthers und die der Nibelungen. Tatsächlich haben
sich hier die meisten der Ereignisse abgespielt, ob wirklich oder erfunden,
die im Nibelungenlied, dem am Ende des 12. Jahrhunderts anonym erschienenen
und schon damals berühmten Werk, miteinander verbunden wurden.
Die Handschriften des Nibelungenlieds haben lange in Klöster und
Schlösser geschlummert, bevor sie Mitte des 18. Jahrhunderts wiederentdeckt
wurden. Schritt für Schritt begann man, den literarischen und historischen
Wert des Liedes zu schätzen. Bald gingen einige so weit, das Werk
als "Ilias des Nordens" zu bezeichnen, und beginnend in der
Romantik sah sich das Nibelungenlied durch das Wirken der nationalen Bewegungen
des 19. Jahrhunderts und später der Nazis zum Nationalepos emporgehoben,
das angeblich Werte wie "bedingungslose Gefolgschaft" oder "unverbrüchliche
Treue" propagiere. Dabei wird keiner dieser Werte im Werk selbst
besonders hervorgehoben. Im Gegenteil: Man muss das Nibelungenlied eher
als Warnung vor Gewalt, Maßlosigkeit und einseitiger Blindheit verstehen.
Wie auch immer, die Nibelungen sind heute im Bewusstsein der Menschen
mit dem Gespenst des Nationalsozialismus eng verbunden. Über lange
Jahre suchte die Stadt Worms nach Wegen, diesem Bild zu entfliehen. Man
erwählte einen Teil der Stadtmauer und zwei Türme aus dem 12.
Jahrhundert als Ort eines künftigen Nibelungenmuseums und entschloss
sich 1996, einen internationalen Ideenwettbewerb für eine Museumskonzeption
auszuschreiben. Unser deutsch französisches Team, das auf Architektur
und neue Medien spezialisiert ist, gewann 1997 die Auslobung und erhielt
den Auftrag, das vorgeschlagene inhaltliche Konzept und den architektonischen
Entwurf auszuarbeiten. Die Stadt übertrug uns zudem die Realisierung
eines virtuellen Raumes: den Schatz der Nibelungen.
Letztlich, nach vier Jahren voller Arbeit und Abenteuer, hat das Nibelungenmuseum
im Sommer 2001 seine Tore geöffnet.
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